Letztes Wochenende verbrachte ich im schönen Zermatt. Zwei Tage Skiurlaub mitten im Semester, das geht nur in der Schweiz.
Als alle Vorlesungen des Tages vorbei und die restlichen NMR Spektren ausgewertet waren, machte ich mich auf den Weg zum HB. Die Fahrt war nicht die komfortabelste, kein Wunder an einem Freitag Nachmittag. Hastig schleppte ich Ski und Gepäck in Bern von Gleis zu Gleis, da mir durch eine Verspätung nur zwei Minuten zum Umsteigen verblieben. Die Abendsonne leuchtete über dem Thuner See, in Visp dämmerte es bereits. Schliesslich fuhr der Zug im Bahnhof im Süden des Dorfes ein.
Seit meinem letzten Besuch ist ungefähr ein Jahr vergangen. Damals reichte die Zeit leider nur für eine kleine Erkundung, trotzdem hinterliess das Bergdorf einen heimeligen, wenn auch touristischen Eindruck. Vor allem der Schnee trug reichlich dazu bei.
Diesmal lag nicht so viel Schnee auf den Strassen, kalt war es trotzdem. Die Nacht war sternenklar. Schnell das Gepäck verräumt, dann war es Zeit für das lang herbeigesehnte Abendessen.
Am nächsten Morgen nach einer kurzen Nacht wachte ich noch vor Sonnenaufgang auf. Diese Gelegenheit nutzte ich ohne zu zögern für einen Morgenspaziergang.
Um sieben Uhr wirkt Zermatt wirklich so wie man sich ein Dorf fernab der grossen Städte vorstellt. Es ist still, nur wenige Leute sind unterwegs. Nur die Transportwägeli durchbrachen ab und an die Stille. Zermatt ist ja (fast) autofrei.
Währenddessen erstrahlte das Matterhorn in der Morgensonne.
Nicht viel später ging es hoch ins Skigebiet. Zermatt kommt seinem Ruf durchaus nach. Gross ist das Skigebiet ohne Zweifel.
In nur zehn Minuten waren wir an der Talstation, die Gondelfahrt ganz nach oben hingegen dauerte deutlich länger. Das verschneite Zermatt war noch eine Zeit sichtbar.
Der Schnee war fantastisch, das Wetter ebenso. Bei strahlender Sonne über gut präparierten Schnee zu düsen – das ist das Wahre.
Das Matterhorn war fast zu jedem Zeitpunkt sichtbar. Vom „Tal“ bis zum höchsten Punkt ist der ikonische Berg mit einer tragischen Geschichte stets zu erkennen. Dabei war vor allem interessant, den Berg aus allen Richtung betrachten zu können – und nicht nur aus der Postkartenansicht von Zermatt aus.
Mittags erklimmen wir dann die höchsten Wipfel. Von einer Station auf 2900 Metern nahmen wir die Kleinmatterhornbahn, die wohl höchstgelegene Kabinenbahn Europas. Langsam aber stetig stiegen wir eng gekuschelt an andere Wintersportler aus allen Teilen der Welt immer weiter auf.
Bald endete die Fahrt mitten im Kleinmatterhorn. Die Station liegt auf 3883 Metern und ist ins Bergmassiv gebaut worden. Draussen war die Aussicht atem(be)raubend.
Von dort aus ging es dann nur noch bergab. Das Skigebiet erstreckt sich über die Schweizer Landesgrenze hinweg und wir konnten ohne Formalitäten nach Italien einreisen. Alles andere wäre doch auch sehr komisch. Ein Grund mehr, warum das Schengener Abkommen weiter bestehen muss.
Für ein spätes Mittagessen kehrten wir in einem Restaurant auf der italienischen Seite ein. Hier sprach man (natürlich) kein Wort Deutsch, sondern ausschliesslich Italienisch und auch etwas Englisch. Eine leckere Pizza später trennten wir uns auf.
Während sich meine Gefährten hangabwärts begaben, entschied ich mich zuerst wieder Höhe zu gewinnen. Auf einem etwas betagten Zweiersessel ruckelte ich langsam den Hang hinauf. Das war nichts im Vergleich mit den modernen Liften vom Vormittag auf der Schweizer Seite. Durch die Fallwinde fror ich recht schnell, so dass ich mich prompt entschied, doch schon jetzt zurück in die Schweiz zu fahren. An der Station angekommen, die als einzige die Überfahrt von Italien zurück nach Zermatt gestattete, war rechter Andrang. Wenig später erahnte ich den Grund. Es war bereits drei Uhr Nachmittags, in einer Viertelstunde fährt die letzte Gondel. Hektisch rief ich die beiden an, wenig später sind auch sie sich dem Umstand und dessen Auswirkungen bewusst. Während ich mich bald wieder auf sicheren Grund stehen sah, ereilte mich die Gewissheit, dass die beiden nun in Italien feststeckten.
Wir befinden uns immer noch mitten in den Alpen. Abgesehen von der praktischen Abkürzung über die Berge für Wintersportler gibt es keinen schnellen Weg von Cervinia nach Zermatt. Die einzige Alternative ist tatsächlich die vierstündige Fahrt über einen Pass ganz aussenherum.
Auch für mich bahnte sich eine kleine Odyssee an. Ich wähnte mich längst in Sicherheit, denn vor mir lag nur noch die Strecke ins Tal, die ich ohne Lifte nutzen konnte (da die meisten sowieso schon geschlossen hatten). Meine Kondition schätzte ich noch gut ein und ich kam ohne Schwierigkeiten von 3500 Metern auf 2400 Meter herab. Was ich allerdings übersah, offenbarte sich erst dort. Der generelle Liftbetrieb war nun eingestellt und an die zehn Skifahrer sammelten sich vor einem Hang, wie um ihre Kräfte vor einer schwierigen Abfahrt zu sammeln.
So war es dann auch. Nun folgte eine einige Kilometer lange schwarz markierte Talabfahrt. Das der Schnee inzwischen uneben und hügelig geworden ist und das Manövrieren erschwerte wurde nicht erleichtert durch den Umstand, dass zudem grosse Teile der Piste glatt und gefroren waren. Unter diesen fordernden Gegebenheiten machten sich alle auf dem Berg verbliebenen Skifahrer und Snowboarder Richtung Zermatt auf. Auf 1800 Metern war das schlimmste geschafft. Die verbleibenden 250 Höhenmeter konnte ich dann auch noch überwinden. Unten angekommen war jeder stolz auf sich und die Meisten flüchteten in Windeseile entweder in den Skibus oder in die Après-Ski-Bar. Diesmal verzichtete ich dankend auf einen Kafi Lutz.
Am frühen Abend erkundete ich nochmal das Dorf und besuchte das Matterhorn-Museum. Gegen acht Uhr kamen auch die nun Weitgereisten in Zermatt an und es wurde reichhaltig gespeist. Meine Begleitung begnügte sich mit Fondue, während ich mich über ein Rösti deluxe hermachte.
Nach dem anstrengenden Tag ruhte ich mich nur kurz aus und war am nächsten Tag wieder früh auf den Skiern. Auch das Matterhorn war wieder gut sichtbar.
Diesmal nahm ich die Gornergratbahn vom Bahnhof aus. Diese Zahnradbahn fährt in einer halben Stunde auf den Gornergrat hoch – Zermatts älteres Skigebiet.
Oben angekommen auf immerhin 3100 Metern bot sich ein eindrucksvolles Panorama dar.
Der Bernhardiner auf der Piste verwunderte mich gar nicht. Im Vorfeld hatte ich schon einige Male von dem Gag für Touristen gehört. Gut finde ich die Sache nicht direkt.
Um vier Uhr ging es schliesslich herunter, schliesslich lag noch ein weiter Weg vor mir. Zug um Zug reiste ich von Zermatt über Visp und Bern nach Zürich zurück. Um zehn Uhr war ich wieder daheim und fiel gleich ins Bett.