Es gab noch eine Sache, die ich unbedingt tun wollte, nämlich den weltweit größten Fischmarkt der Welt, Tsukiji, zu besuchen.

Die Sache ist nur, es ist kein Endverbrauchermarkt, sondern hier geht täglich der frisch gefangene Fisch über die Theke an Restaurantbesitzer und Händler. Und die sind früh unterwegs. Das ganze Treiben beginnt schon früh morgens und geht maximal bis zum frühen Vormittag. Wie früh? Um drei oder vier geht es los und ab neun Uhr ist tote Hose.

Wenn, dann richtig. Um auch etwas sehen zu können, stand ich um vier Uhr morgens auf. Klar, von Ausschlafen kann man nicht reden, aber das ist der Preis, den man zahlen muss.

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Ich sehe keinen Unterschied zwischen spät abends und früh morgens.

Der sonst überfüllte Bahnhof von Ikebukuro ist merkwürdig leer.
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Mit der ersten Bahn am morgen fuhr ich um halb fünf los. Eine Stunde später kam ich an.
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Als ich wieder aus dem Untergrund trat, war es bereits hell. Die Sonne ging gerade auf.
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Ich war nicht der einzige Schaulustige. Ich nahm den direktesten Weg auf das Gelände, wissend, dass das Gebiet nicht für Außenstehende geöffnet ist.

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Fleißig wurde ent-, ver- und eingeladen, es wurde Fisch präpariert und gefeilscht. Einige Exemplare lebten noch. Man musste wirklich aufpassen, nicht von einem der tausenden Wägen umgefahren zu werden.

Das Highlight ist die Thunfisch-Auktion morgens um sechs. Schaulustige können sich in begrenzter Zahl dafür anmelden. Als ich allerdings ankam, waren bereits alle Plätze gefüllt…

Neben dem Fisch-Verkaufsareal gibt es auch einen kleinen Markt für Gemüse. Dort bekam man die frischsten Gemüsesorten zu guten Preisen.

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Sigi, falls du mitliest, ich hab da was für dich.

Die zweite Sache, die man unbedingt tun muss, wenn man hier her kommt, ist, in einem der vielen Sushi-Restaurants auf dem Gelände zu frühstücken. Der Fisch ist frisch gefangen und kommt ohne Umwege auf den Teller.

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Die Auswahl war groß.

Ich entschied mich für die beste der drei Thunfischqualitäten und bekam diese mit Reis und einer Misosuppe serviert. Die Suppe schmeckte anders, als jede, die ich zuvor probiert hatte. Sie hatte ein intensiveres Aroma und schmeckte stärker nach Fisch. Vielleicht die Beste, die ich je hatte.

Um sieben machte ich mich wieder auf Rückweg. In Ikebukuro holte ich meine Sitzplatzreservierungen für meine zwei Ausflüge nach Sendai und nach Narita ab. Was es damit auf sich hat, könnt ihr im nächsten Beitrag nachlesen. Um halb acht war ich wieder im Hotel und legte mich nochmal bis zehn Uhr hin, bis ich vom Zimmermädchen geweckt wurde.


Als Belohnung für die Frühschicht gönnte ich mir ein Mittagessen in Akihabara. Von dort war es nur ein kurzer Weg nach Asakusa.

Es ist unglaublich. Du steigst in Akihabara ein, der Inbegriff des modernen Japans und steigst nach zwei Stationen wieder aus. Und auf einmal stehst du im Japan der alten Zeit – zumindest fast. Kimono tragende Frauen, Rikscha-Fahrer, Räucherstäbchen-Duft. Tokyo ist unglaublich.

Jeder Tourist, der nach Asakusa kommt, schaut sich den Sensoji-Tempel an. Bekannt ist auch das große Eingangstor, das Donnertor, und dessen rote Papierlaterne.
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Nur ein kleines Stück östlich fließt der Sumeda, einer von Tokyos Flüssen.
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Dort hat sich auch die Brauerei Asahi niedergelassen. Die Architektur wird sehr kontrovers diskutiert. Asahi sieht darin einen Bierkrug und eine Flamme, verärgerte Bürger sehen schwarz braun.

Weiter mit der U-Bahn fuhr ich nach Ginza. Dort tummeln sich die teuren Kaufhäuser, wo die vermögenden Leute Frauen einkaufen.
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Nun war es Nachmittag und ich hatte nichts bestimmtes mehr vor, zumindest nicht vor Sonnenuntergang. So entschloss ich mich, in Ikebukuro ein Kino aufzusuchen und sah mir “The Dark Night rises” an. Wohlgemerkt ist Japan eines der unzähligen Länder, die ausländische Titel nicht synchronisieren, sondern mit Untertiteln versehen. So verstand auch ich, was vor sich ging und konnte gleichzeitig etwas Japanisch lernen. Aber auch das amerikanische Englisch war nicht immer gut zu verstehen, ganz besonders das der Polizei von Gotham nicht, das muss eine andere Sprache sein.

Um acht war der Film zu Ende. Nach großen Ausflügen war mir nicht mehr zu Mute und Abendessen-technisch war ich auch etwas am Grübeln. In den letzten zwei Tagen hatte ich Ramen, Soba, Udon, Tenpura und Sushi gegessen, etwas anderes wäre nicht schlecht. Außerdem hatte ich mal wieder Lust auf Fleisch. Zum Glück konnte ich alle diese Probleme auf einmal lösen, indem ich unweit des Kinos in ein Lokal ging, wo ich Rindfleischfilets mit Lauch und Reis bestellte.

Nachts, halb sechs in Japan
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