Spontan habe ich mich Montag mittags entschlossen, das Arima Onsen aufzusuchen. Viel Zeit blieb mir auch nicht mehr und ein Onsenbesuch war eines meiner geplanten Highlights.
Nach der Schule bin ich zu erst nach Hause und habe Abend gegessen (war schon sechs Uhr). Mit Handtuch bin ich dann nach Shin-Kobe gelaufen. Arima liegt ziemlich außerhalb, auch wenn es formell zu Kobe gehört. Arima liegt auf der anderen Seite der Berge nördlich der Stadt. Um also dort hin zu kommen, nahm ich die U-Bahn nach Norden, und stieg zwei Mal um, bis ich in Arima ankam. Gebraucht habe ich für die Fahrt nur eine halbe Stunde.
Erklärung: Ein Onsen ist ein traditionell japanisches Bad, dass meist von einer heißen Quelle gespeist wird. Das Wasser enthält bestimmte Mineralien, die vielerlei positive Effekte auf den Körper hat haben sollen Die Bäder sind meist nach Geschlecht getrennt, denn man badet komplett entkleidet. Es gibt einige Etikette, die man vor allem als Ausländer beachten sollte.
Ich hatte mich im Vorfeld erkundigt und in Erfahrung gebracht, dass vom 5. bis zum 6. August (Montag) in Arima ein Sommerfest stattfinden sollte. Vor allem deshalb bin ich an diesem Tag hingegangen, Sonntag hatte ich ja keine Zeit.
Arima ist eines der drei ältesten Onsengebiete mit einer Tradition, die 1000 Jahre zurückreicht. Es gibt zwei Quellen, die goldene und die silberne Quelle. Die meisten Onsen befinden sich innerhalb von Ryokans (japanischen Hotels mit Tatamimatten), aber es gibt auch zwei öffentliche Bäder.
In eins davon bin ich dann auch gleich gegangen, das Kin no Yu.
Man zieht in der Eingangshalle seine Schuhe aus, stellt sie in ein Regal und bezahlt Eintritt. Dann geht man ins Obergeschoss zu den Umkleiden.
Ab jetzt keine Bilder mehr.
UmAusgezogen betrat ich das Bad durch eine Schiebetür. Wichtig ist, sich vor dem Baden gründlich zu waschen (gut, das ist nicht anders als bei uns). Danach tastete ich mich langsam in das Wasser. Meine Füße verfügen leider über kein absolutes Thermometer, aber das Wasser musste zwischen 40 und 42 °C warm heiß sein.
Ach ja, das Wasser war natürlich nicht kristallklar, es hatte eine gold-braune Farbe. Auch wenn es heiß war, war es extrem wohltuend.
Viel der Gespräche habe ich nicht verstanden, nur einmal, als sich zwei über die Farbe des Wassers unterhalten haben. Sie bezeichneten es aber als cha-iro (braun) und nicht als kin-iro (gold).
Sehr amüsant fand ich, als zwei Männer gerade ins Wasser kamen, aber auf halben Weg kehrt machen und sich あつい! (heiß) zuriefen.
Nach ein paar Minuten verließ ich das Becken und ging zu den Waschplätzen. Dort wäscht man sich nochmal gründlich ab und wäscht sich auch die Haare. Danach betritt man wieder das Becken.
Beim zweiten Mal fühlte es sich nicht mehr ganz so heiß an und ich blieb noch einmal für ein paar Minuten.
Und mal wieder haben es die Japaner geschafft, mich zu überraschen. Da saß doch tatsächlich an einem der Waschplätze einer und putzte sich die Zähne! Im Badebereich! Sachen gibt’s.
Nach dem zweiten Badegang wäscht man sich nicht mehr, sondern nimmt die Mineralien auf der Haut mit nach Hause. Jetzt werde ich für eine Woche nicht duschen.
Also habe ich mich abgetrocknet und umgezogen. Und schon wieder viel mir etwas Ungewöhnliches auf.
So weit ich weiß, ist es verpönt, wenn nicht verboten, Onsen mit Tattoos oder Piercings zu betreten. Früher, wenn nicht sogar heute noch, war das das Erkennungszeichen der Yakuza, der japanischen Mafia. Und die wollte man nicht im Bad gesehen haben. Deswegen wunderte ich mich auch etwas, als da ein Mann mit einem Tattoo, das seinen kompletten Rücken bedeckte, stand.
Nach dem Baden kommt mein Lieblingspart beim Onsen-gehen:
Man kauft sich eine kalte Flasche Milch, trinkt sie in einem Schluck aus während man einen Arm auf die Hüfte legt und genießend seufzt. Zur Veranschaulichung:
Natürlich, wie sollte es auch anders sein, gibt es auch in Arima einen Schrein, den ich prompt aufgesucht habe.
Von dort aus waren es nur ein paar Schritte zum zweiten öffentlichen Bad, dem Gin no Yu. Reingegangen bin ich aber nicht mehr.
Auf dem Rückweg hörte ich bereits leise einen traditionellen Gesang, ich hatte eine Vermutung – und sie hat sich bewahrheitet. Man habe ich ein Glück!
Auf dem Hinweg wurde noch für das Sommerfest aufgebaut, jetzt war es voll im Gange.
Es fand gerade eine Geisha-Aufführung statt. Wenn man in Kyoto einer Geisha begegnen, beziehungsweise glaubt, einer zu begegnet, sollte man sich nicht zu sehr freuen. Meist sind das keine Echten und sind nur für die Touristen dort. Diese hier waren aber Echte.
Sie führten in einem Kreis einen Tanz um ein Zelt herum. Begleitet, oder besser angeleitet wurden sie von Gesang und Instrumentalspiel aus einem erhöhten Zelt in der Mitte.
Das man so etwas mal miterleben kann, ich war hin und weg.
Weiter Fluss abwärts fand man die typischen Stände jedes Sommerfestes.
Ich habe mir auf dem Rückweg noch Dango geholt und bin dann zurück nach Hause gefahren. Das hat sich mal gelohnt!